BOUVIER DES FLANDRES, VLAAMSE KOEHOND (Flandrischer Treibhund)
FCI-Standard Nr. 191
ÜBERSETZUNG: Jochen H.Eberhardt, Harry G.A. Hinckeldeyn, Dr. J.-M. Paschoud und Frau R. Binder, überprüft durch Frau Peper / Offizielle Originalsprache (FR).
URSPRUNG: Belgien / Frankreich.
DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN OFFIZIELLEN STANDARDS: 25.10.2000.
VERWENDUNG:
Ursprünglich war der Flandrische Treibhund ein Gehilfe für das Treiben der Rinderherden und wurde auch als Zughund und zum Antreiben von Butterfässern verwendet. Mit der Modernisierung der Ausrüstung in der Landwirtschaft ist diese ursprüngliche Verwendung verschwunden, so dass der Bouvier des Flandres heute vornehmlich als Wächter von Bauernhöfen und ländlichen Anwesen, aber auch als Schutz-und Polizeihund gebraucht wird. Sein Körperbau und sein Verhalten, sein ausgesprochen feiner Geruchsinn, sein Unternehmungsgeist und seine Intelligenz befähigen ihn zum Fährtenhund, zum Verbindungs-und Meldehund und zum Begleiter der Wildhüter.
KLASSIFIKATION FCI:
Gruppe 1 Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde).
Sektion 2 Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Mit Arbeitsprüfung.
KURZER HISTORISCHER ABRISS:
Wie es der Name erkennen lässt, stammt der Flandrische Treibhund aus den belgischen und französischen Landesteilen Flanderns, die von keiner natürlichen Grenze getrennt sind.
Die Vieh- und Ochsentreiber in Flandern benötigten gute Hunde für die Führung ihrer Herden und verwendeten zur Zucht die in ihrer Gegend vorhandenen Hunde einzig auf Grund ihrer physischen und charakterlichen Vorzüge, die der heutige Bouvier des Flandres geerbt hat.
ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD:
Kompakt, gedrungen. Körper kurz und stämmig mit stark bemuskelten, kräftigen Gliedmassen. Der Hund vermittelt insgesamt den Eindruck von groβer Kraft, aber ohne Plumpheit. Der Flandrische Treibhund soll im Stand in natürlicher Stellung ohne körperlichen Kontakt mit dem Vorführer beurteilt werden.
WICHTIGE MASSVERHÄLTNISSE:
• Die von der Brustbeinspitze zum Sitzbeinhöcker gemessene Körperlänge entspricht ungefähr der Widerristhöhe.
• Die Länge des Schädels verhält sich zur Länge des Fangs wie 3:2.
VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN):
Der Bouvier des Flandres hat den ruhigen und bedächtigen Charakter eines klugen, aber beherzten Hundes. Sein feuriger Blick zeugt von Intelligenz, Energie und Kühnheit. Der Flandrische Treibhund muss unbedingt seine Gebrauchstüchtigkeit beibehalten. Jede Abweichung, die diese Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen könnte, muss streng geahndet werden.
KOPF:
Insgesamt massiv, was durch Schnauz- und Kinnbart noch betont wird. In gutem Verhältnis zum Körper und zur Größe des Hundes passend. Beim Abtasten zeigt sich, dass der Kopf gut modelliert ist.
OBERKOPF:
Schädel: Gut entwickelt, flach, etwas weniger breit als lang. Die oberen Begrenzungslinien von Schädel und Fang sind parallel. Die Stirnfurche ist schwach ausgeprägt.
Stopp: Gering, durch die hervortretenden Augenbrauen nur scheinbar ausgeprägt.
GESICHTSSCHÄDEL:
Nasenschwamm: Er bildet in Verlängerung des Nasenrückens am Ende eine leicht konvexe Linie. Er muss gut entwickelt, in den Profillinien abgerundet und stets schwarz gefärbt sein. Die Nasenlöcher sind gut geöffnet.
Fang: Breit, kräftig, starkknochig, die obere Profillinie ist gerade. Er verjüngt sich zum Nasenschwamm hin, ohne spitz zu sein. Der Fang ist in einem Verhältnis von 2 zu 3 kürzer als der Schädel. Sein Umfang, direkt unter den Augen gemessen, entspricht ziemlich genau der Kopflänge.
Lefzen: Straff anliegend, stark pigmentiert.
Kiefer/Zähne: Kräftige Kiefer von übereinstimmender Länge. Die Zähne sind stark, gesund, weiβ und regelmäβig eingesetzt. Scheren- oder Zangengebiss. Das Gebiss muss vollzahnig sein.
Backen: Trocken und flach; Jochbogenfortsätze wenig vorstehend.
AUGEN:
Ausdruck frei und energisch. Weder hervortretend noch zu tief eingesetzt. Ihre Form ist leicht oval und sie sind auf einer waagerechten Linie eingesetzt. Im Verhältnis zur Fellfarbe soll die Augenfarbe möglichst dunkel sein. Helle Augen oder ein stechender Blick sollen hart bestraft werden. Augenlider schwarz, ohne Anzeichen von Pigmentverlust. Die Bindehäute dürfen niemals sichtbar sein.
OHREN:
Zur Dreiecksform kupiert, gut aufgerichtet getragen, hoch angesetzt und sehr beweglich; es wird empfohlen, die Ohren passend zur Kopfgröβe zu kupieren.
Natürliches Ohr:
Stellung: Hoch angesetzt, oberhalb der Augenlinie; die Ohrlappen fallen senkrecht; die Knickfalte am Ansatz darf die obere Schädellinie nicht überragen.
Form und Art des Tragens: mittellang, in Form eines gleichschenkligen Dreiecks, an der Spitze leicht abgerundet; auβer einer kleinen Abhebung am oberen Ohransatz hängend und flach an den Backen anliegend; weder gefaltet noch eingerollt; in gutem Verhältnis zur Gröβe des Kopfes; von kurzem Haar bedeckt.
HALS: Frei und genügend aufrecht getragen. Kräftig, muskulös, zu den Schultern hin allmählich breiter werdend; seine Länge ist etwas geringer als die Kopflänge. Nacken mächtig und leicht gebogen. Ohne Wamme.
KÖRPER: Kräftig, breit, kurz.
Oberlinie: Oberlinie des Rückens und der Lenden fest, gerade und horizontal.
Widerrist: Leicht hervortretend.
Rücken: Straff, kurz, breit, muskulös, biegsam ohne Anzeichen von Schwäche.
Lenden: Kurz, breit, muskulös; biegsam ohne Anzeichen von Schwäche.
Kruppe: Sie sollte so genau wie möglich die horizontale Linie des Rückens fortführen und unmerklich in die Rundung der Hinterhandmuskulatur übergehen. Nicht übermäβig breit beim Rüden, stärker entwickelt bei der Hündin. Eine abfallende oder ansteigende Kruppe ist ein schwerer Fehler.
Brust: Breit und bis zu den Ellenbogen herabreichend, darf nicht tonnenförmig sein. Die ersten Rippen sind leicht gebogen, die folgenden gut gewölbt und deutlich schräg nach hinten gerichtet; sie verleihen dadurch dem Rippenkorb die erwünschte Länge. Ein flacher Rippenkorb soll streng geahndet werden. Der Abstand von der Brustbeinspitze (manubrium sterni) bis zur letzten Rippe sollte beachtlich sein und etwa 7/10 der Widerristhöhe betragen.
Untere Profillinie und Bauch: Die Unterlinie des Brustkorbs steigt sehr leicht zum wenig aufgezogenen Bauch hin an. Die Flanken müssen kurz sein, besonders bei Rüden.
RUTE:
Relativ hoch in Verlängerung der Wirbelsäule angesetzt. Manche Hunde haben eine angeborene Stummelrute und dürfen deshalb nicht abgewertet werten. Innerhalb einer Woche nach der Geburt ist die Rute bis auf 2 oder 3 Wirbel zu kürzen. In den Ländern, in welchen das Kupieren der Rute gesetzlich verboten ist, ist die natürliche Rute zulässig.
GLIEDMASSEN
VORDERHAND:
Allgemeines: Die Vordergliedmaβen sind starkknochig, gut bemuskelt und, von vorne gesehen, vollkommen gerade und parallel.
Schulter: Ziemlich lang, bemuskelt ohne überladen zu sein, mäβig schräg gelagert. Schulterblatt und Oberarm sind ungefähr gleich lang.
Oberarm: Mäβig schräg gelagert.
Ellenbogen: Dicht am Körper anliegend, parallel. Abstehende oder einwärts gerichtete Ellenbogen, im natürlichen Stand oder in der Bewegung, sind fehlerhaft.
Unterarme: Sie sollen von vorn und von der Seite betrachtet vollkommen gerade, parallel zueinander und senkrecht zum Boden stehen. Gut bemuskelt, mit starken Knochen.
Vorderfuβwurzelgelenke: Genau in der Verlängerung der senkrechten Linie des Unterarms. Auf der Rückseite des Karpalgelenks darf nur das Erbsenbein hervortreten. Kräftige Knochenstruktur.
Vordermittelfuß: Recht kurz, nur sehr leicht nach vorne geneigt. Kräftige Knochenstruktur.
Vorderpfoten: Kurz, rund, kompakt, weder nach auβen noch nach innen gedreht. Zehen eng aneinanderliegend und gewölbt, Krallen stark und schwarz, Ballen dick und widerstandsfähig.
HINTERHAND:
Allgemeines: Kraftvoll mit ausgeprägter Muskulatur. Die Hintergliedmaβen stehen senkrecht zum Boden und sind, von hinten gesehen, zueinander vollkommen parallel. Sie sollen sich beinahe auf derselben Linie bewegen wie die Vordergliedmassen.
Oberschenkel: Breit, gut bemuskelt, parallel zur Längsachse des Körpers. Der Oberschenkelknochen darf weder zu steil noch zu schräg gelagert sein. Die Hinterhandmuskulatur soll weit nach unten reichen, mächtig entwickelt und fest sein.
Kniegelenk: Liegt ziemlich genau auf einer gedachten senkrechten Linie vom höchsten Punkt des Darmbeinkamms aus zum Boden.
Unterschenkel: Von mittlerer Länge, gut bemuskelt, weder zu steil noch zu schräg nach hinten stehend.
Sprunggelenke: Recht bodennah, breit, straff. Von hinten gesehen im Stand vollkommen gerade und parallel. In der Bewegung dürfen sie weder nach auβen noch nach innen gedreht werden.
Hintermittelfuβ: Stark und trocken, eher zylindrisch, im natürlichen Stand senkrecht zum Boden. Ohne Afterkrallen.
Hinterpfoten: Rund, fest, mit eng aneinander liegenden, gewölbten Zehen und kräftigen, schwarzen Krallen. Ballen dick und widerstandsfähig.
GANGWERK:
Der Bouvier des Flandres soll insgesamt harmonisch proportioniert sein, um eine ungezwungene, freie und stolze Bewegung zeigen zu können. Die üblichen Gangarten sind der Schritt und der Trab; Passgang kommt auch vor. Im normalen Trab treten die Hinterpfoten in die Fuβstapfen der Vorderpfoten.
HAUT:
Gut anliegend, nicht übertrieben schlaff. Der Rand der Augenlider und der Lippen ist immer sehr dunkel gefärbt.
HAARKLEID:
Haar: Sehr reichlich. Das Deckhaar bildet zusammen mit der dichten Unterwolle eine schützende Hülle, die an die plötzlichen Wetterwechsel im Herkunftsland der Rasse vollkommen angepasst ist. Das Haar soll sich spröde anfühlen; es ist trocken und glanzlos, weder zu lang noch zu kurz (ungefähr 6 cm), etwas struppig, aber nie wollig oder lockig. Am Kopf ist das Haar kürzer; an der Auβen fläche des Ohrs ist es fast ganz kurz, während das Innere der Ohrmuschel durch mäβig langes Haar geschützt ist. Die Oberlippe trägt einen Schnauzbart und das Kinn soll durch einen vollen Bart geschmückt sein, was den für die Rasse so charakteristischen grimmigen Ausdruck ergibt. Die Augenbrauen werden aus abstehendem Haar gebildet, das die Form der Augenbrauenbögen betont, ohne die Augen zu verschleiern. Im oberen Bereich des Rückens ist das Haar besonders hart und dicht. An den Gliedmassen ist es um ein Weniges kürzer, aber auch harsch.
Ein flach anliegendes Haarkleid ist als Anzeichen für das Fehlen von Unterwolle unerwünscht.
Die Unterwolle bildet eine weiche Schicht feiner und dicht stehender Haare, die unter dem Deckhaar wachsen, und bildet zusammen mit diesem einen wasserdichten Schutzmantel.
Farbe: Die Fellfarbe des Bouvier des Flandres ist normalerweise grau, gestromt oder schwarz gewolkt; zulässig, aber nicht bevorzugt, ist auch ein tief schwarzes Haarkleid. Helle, sogenannte ausgewaschene Fellfarben sind nicht zulässig. Ein weiβer Stern auf der Brust wird toleriert.
GRÖSSE UND GEWICHT:
Widerristhöhe: für Rüden: 62 - 68 cm, für Hündinnen: 59 - 65 cm.
Toleranz: +/- 1 cm.
Für beide Geschlechter ist die Idealgröβe das jeweilige Mittel der angegebenen Maße:
Idealgröβe für Rüden: 65 cm,
Idealgröβe für Hündinnen: 62 cm.
Gewicht: Ungefähr 35 - 40 kg für Rüden, 27 - 35 kg für Hündinnen.
FEHLER: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes zu beachten ist.
SCHWERE FEHLER:
• Scheuheit.
• Molossoider Einschlag, zu schwerer Hund.
• Gebäude deutlich zu lang (etwas Toleranz bei Hündinnen), zu leicht.
• Kopf zu massiv; betonter Stop; ausgeprägte Stirnfurche; Jochbogenfortsätze stark hervortretend.
• Schädel gewölbt, schmal; Hinterhauptstachel stark vortretend; bedeutende Abweichung vom parallelen Verlauf der oberen Begrenzungslinien von Schädel und Fang.
• Fang zu lang; Nasenschwamm schmal.
• Lefzen schlaff, dick, Oberlippe überhängend.
• Kreuzbiss, schlechter Gebissschluss.
• Zähne klein, ungesund, unregelmäβig aufgereiht.
• Augen hell, kugelförmig; atypischer Blick.
• Ohr vollständig eingedreht, gefaltet.
• Hals zylindrisch; mit Wamme.
• Ausgeprägter Sattel- oder Karpfenrücken.
• Deutliche Abweichung vom senkrechten Stand der Gliedmaßen; Vorder- und Hinterhand stark nach vorn bzw. hinten ausgestellt; Sprunggelenke stark gewinkelt.
• Haar seidig; Fehlen der Unterwolle; Haarkleid aufgebauscht, glänzend, künstlich zurechtgemacht.
• Schnurrbart und Bart ungenügend ausgebildet.
• Gleichzeitig auftretende Pigmentfehler an Nasenschwamm, Lefzen und Lidrändern.
DISQUALIFIZIERENDE FEHLER:
• Aggressiv oder ängstlich.
• Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen.
• Offensichtlicher Mangel an Typ.
• Nasenschwamm depigmentiert oder von anderer Farbe als schwarz.
• Spitzer Fang.
• Deutlicher Vor- oder Rückbiβ.
• Fehlen von Zähnen auβer einem PM1 (Prämolaren 1).
• Birkaugen; stechender Blick.
• Entropium, Ektropium, depigmentierte Augenlidränder.
• Haarfarbe schokoladenbraun, weiβ, pfeffer-salz, ausgewaschen; jede andere helle Farbe von hellblond bis rötlich, auch wenn schwarz gewolkt.
• Über-oder Untergröβe.
N.B.
• Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
• Zur Zucht sollen ausschließlich funktional und klinisch gesunde, rassetypische Hunde verwendet werden.